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Frei von Angst

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Angst ist immer ein Blick in die Zukunft, ist der Fokus auf etwas, das sein könnte. Wir fürchten uns vor Dingen, die real noch gar nicht da sind, sondern nur in unserem Kopf existieren. Wir starren quasi auf konstruierte Mauern aus Annahmen, Befürchtungen, Schwierigkeiten und Problemen. Je länger und intensiver wir schauen, desto mehr sehen wir nur noch das, was alles schief gehen könnte und nicht funktioniert. ( Wir sprechen dabei vom Problem-Fokus. )
Wenn uns die Angst im Laufe der Zeit blind macht, können wir all die Dinge, die gut funktionieren und sogar Freude machen könnten, kaum noch wahrnehmen. Man kann Ängste aber überwinden, wenn man achtsam alles betrachtet, was jetzt ist. Ich denke, das wird die folgende Geschichte von Ajahn Brahm sehr schön zeigen.
Vor einigen Jahren besuchte Ajahn Brahm Singapur und es waren schon lange vorher vier öffentliche Vorträge vereinbart worden. Das riesige Auditorium in Suntec City, welches über 2500 Sitze verfügt und eine enorme Saalmiete verschlingt, war fix gebucht. In der gesamten Stadt hingen seine Plakate. Doch dann brach die Infektionskrankheit SARS aus.
Als Ajahn Brahm in Singapur eintraf, waren alle Schulen geschlossen, ganze Wohnblocks standen unter Quarantäne und die Regierung riet dringend von allen öffentlichen Zusammenkünften ab. Angst beherrschte die ganze Stadt. Deshalb wurde diskutiert, ob sie nicht alle Veranstaltungen abblasen sollten.
An jenem Morgen wies das Titelblatt der Tageszeitung mit großen schwarzen Lettern darauf hin, dass sich bei 99 Bewohnern Singapurs der Verdacht auf SARS  bestätigt hatte. Ajahn Brahm erkundigte sich nach der Gesamtzahl der Stadtbevölkerung und erfuhr, dass circa 4 Millionen Menschen in Singapur wohnten.
Das hieß also, dass 3.999.901 Menschen kein SARS hatten und Ajahn entschied: Die Vorträge finden statt!
Aber wenn sich jemand mit SARS ansteckt? … fragte die Angst.
Und wenn sich keiner ansteckt? … fragte die Weisheit, die immerhin auch die Wahrscheinlichkeit auf ihrer Seite hatte.
Also fanden die Veranstaltungen wie geplant statt. Am ersten Abend zählten sie nur 1500 Besucher, am zweiten kamen deutlich mehr und am dritten Tag war das Auditorium bis auf den letzten Platz besetzt. Insgesamt 8000 Menschen hörten Ajahn Brahms Vorträge. Sie wussten sich der irrationalen zu widersetzen, was der Entwicklung ihrer Zivilcourage zugute kam. Sie genossen die Vorträge und verließen sie mit einem guten Gefühl. Dies wiederum stärkte natürlich das Immunsystem, und dies reduziert das Infektionsrisiko. Und wie Ajahn am Ende jeden Vortrags registrierte, war auch das Atmungssystem trainiert worden, da die Besucher über seine Witze herzhaft gelacht und somit Lungen und Zwerchfell aktiviert hatten.
Keiner der Zuhörer steckte sich übrigens mit SARS an.
Die Zukunft hat stets viel Unvorhersehbares für uns auf Lager. Wenn wir uns auf die negativen Aspekte konzentrieren, geben wir der Angst Raum.Wenn wir die zahlreichen anderen Aspekte betrachten, die in der Regel sogar wahrscheinlicher sind, können wir die Angst loslassen.