… und warum muss Psychotherapie immer viele Monate oder Jahre dauern?
Es gibt Lebenssituationen in denen so viel Zeit nicht bleibt. Damit eine Lösung rasch auftaucht empfiehlt es sich, die Vision einer freundlichen Zukunft zu entwerfen, welche sich dann in der Gegenwart entfalten kann. Ist eine angenehme Vision als eine realistische Zukunftsvariante etabliert, als erreichbarer Zustand erkannt, dann entwickeln sich sehr häufig Formen der Lösung wie von selbst.
Lösungsorientierte Kurztherapie hat also die Aufgabe, entsprechende Hoffnungen und Erwartungen in uns zu wecken. Das heißt, der Therapeut muss zur Konstruktion einer Lösung (anders als in traditionellen Therapieformen) nicht notwendig etwas über die Vergangenheit wissen und nicht unbedingt genau informiert sein, was das „Problem“ am Leben hält.
Weiterhin kann die Therapie dauerhafte Veränderungen relativ rasch voranbringen, wenn der Klient erst einmal aufrichtig erwartet, dass sich die Dinge tatsächlich ändern werden, wenn also der Klient über die Therapiemotivation hinaus eine Veränderungsmotivation entwickelt hat.
Anders als die meisten anderen therapeutischen Verfahren, die vom Widerstand zwischen Therapeuten und Klienten ausgehen, baut die lösungsorientierte Kurztherapie auf einer Beziehung auf, die dem Wesen nach sehr kooperativ ist.
Die Vergangenheit erhält nur sehr begrenzt Aufmerksamkeit und wenn, richtet sich der Fokus auf Erfolge, auf die Dinge, die gut funktionieren. Die Details dessen, was scheinbar nicht funktioniert und Problemcharakter hat oder beklagt wird, werden ebenfalls wenig beachtet.
Wir konzentrieren uns vielmehr auf die Frage, woran wir bemerken werden, wenn ein „Problem“ gelöst ist.
Ein weiterer und wesentlicher Akzent liegt auf der Überlegung und achtsamer Wahrnehmung dessen, was uns gut tut, was gut funktioniert und angenehm ist. Es geht nicht um die Frage, was falsch läuft. Allein diese meist ungewohnten Gewichtungen verändern Wahrnehmung und Bewertung, begünstigen das Entstehen einer kooperativen Beziehung und sind schon Teil der Lösung.
Zugang zur lösungsorientierten Kurztherapie bedeutet für mich:
Das, was mein Klient mitbringt, nutzen, um seine Bedürfnisse in der Weise zu erfüllen, dass er sein Leben zu seiner eigenen Zufriedenheit selbständig und selbstbestimmt gestalten kann.
Nach vielen Jahren der praktischen und theoretischen Beschäftigung mit lösungsorientierter Kurztherapie bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass es letztlich eine zentrale Prämisse gibt:
Um in wirklich passender Weise zu intervenieren muss man über die Details der Klage, welche der Klient vorträgt, gar nicht so genau Bescheid wissen. Es ist nicht einmal nötig, dass man sich genau vorstellen kann, wodurch die beklagte Situation am Leben gehalten wird, um dann eine Lösung finden zu können.
Es mag sein, dass dies vor dem Hintergrund der aktuellen Lebenserfahrung unseren Erwartungen zuwiderläuft, aber trotzdem ist es ganz offensichtlich so, dass ein beliebiges Verhalten, wenn es nur authentisch ein anderes Verhalten als das gewohnte Verhalten ist, in einer schwierigen oder leidvollen Situation ausreichen kann, um eine Lösung herbeizuführen.
Wirklich notwendig ist also nur, dass wir in einer unangenehmen Situation etwas anderes tun, selbst wenn dieses Denken oder Verhalten völlig irrational erscheint, ganz und gar irrelevant, bizarr oder einfach nur komisch ist.
Aufrichtigkeit und Flexibilität erhalten uns lebendig. Denn wenn wir die Evolution betrachten, überleben nicht die Stärksten, Größten oder Schnellsten, erst recht nicht die Schönsten, nein, es überleben stets diejenigen, welche flexibel sind und sich am besten an Veränderungen der Umgebung anpassen können.
Den Zustand, wenn sich der Organismus nicht mehr ausreichend an seine Umgebung anpassen kann und leidet, bezeichnen wir als Stress, einen solchen Prozess als chronischen Stress.
Stress-Symptome sind also sehr wertvoll, denn sie weisen uns darauf hin, dass wir entweder die Umgebung oder uns selbst verändern sollten, um gesund und vital zu bleiben.
Wenn Sie gerade eine Krise erleben, die darin liegende Aufgabe oder Chance, die Lösung noch nicht erkennen, dann rufen Sie mich an oder schreiben mir eine Mail ….. !
Angst ist immer ein Blick in die Zukunft, ist der Fokus auf etwas, das sein könnte. Wir fürchten uns vor Dingen, die real noch gar nicht da sind, sondern nur in unserem Kopf existieren. Wir starren quasi auf konstruierte Mauern aus Annahmen, Befürchtungen, Schwierigkeiten und Problemen. Je länger und intensiver wir schauen, desto mehr sehen wir nur noch das, was alles schief gehen könnte und nicht funktioniert. ( Wir sprechen dabei vom Problem-Fokus. )
Wenn uns die Angst im Laufe der Zeit blind macht, können wir all die Dinge, die gut funktionieren und sogar Freude machen könnten, kaum noch wahrnehmen. Man kann Ängste aber überwinden, wenn man achtsam alles betrachtet, was jetzt ist. Ich denke, das wird die folgende Geschichte von Ajahn Brahm sehr schön zeigen.
Vor einigen Jahren besuchte Ajahn Brahm Singapur und es waren schon lange vorher vier öffentliche Vorträge vereinbart worden. Das riesige Auditorium in Suntec City, welches über 2500 Sitze verfügt und eine enorme Saalmiete verschlingt, war fix gebucht. In der gesamten Stadt hingen seine Plakate. Doch dann brach die Infektionskrankheit SARS aus.
Als Ajahn Brahm in Singapur eintraf, waren alle Schulen geschlossen, ganze Wohnblocks standen unter Quarantäne und die Regierung riet dringend von allen öffentlichen Zusammenkünften ab. Angst beherrschte die ganze Stadt. Deshalb wurde diskutiert, ob sie nicht alle Veranstaltungen abblasen sollten.
An jenem Morgen wies das Titelblatt der Tageszeitung mit großen schwarzen Lettern darauf hin, dass sich bei 99 Bewohnern Singapurs der Verdacht auf SARS bestätigt hatte. Ajahn Brahm erkundigte sich nach der Gesamtzahl der Stadtbevölkerung und erfuhr, dass circa 4 Millionen Menschen in Singapur wohnten.
Das hieß also, dass 3.999.901 Menschen kein SARS hatten und Ajahn entschied: Die Vorträge finden statt!
Aber wenn sich jemand mit SARS ansteckt? … fragte die Angst.
Und wenn sich keiner ansteckt? … fragte die Weisheit, die immerhin auch die Wahrscheinlichkeit auf ihrer Seite hatte.
Also fanden die Veranstaltungen wie geplant statt. Am ersten Abend zählten sie nur 1500 Besucher, am zweiten kamen deutlich mehr und am dritten Tag war das Auditorium bis auf den letzten Platz besetzt. Insgesamt 8000 Menschen hörten Ajahn Brahms Vorträge. Sie wussten sich der irrationalen zu widersetzen, was der Entwicklung ihrer Zivilcourage zugute kam. Sie genossen die Vorträge und verließen sie mit einem guten Gefühl. Dies wiederum stärkte natürlich das Immunsystem, und dies reduziert das Infektionsrisiko. Und wie Ajahn am Ende jeden Vortrags registrierte, war auch das Atmungssystem trainiert worden, da die Besucher über seine Witze herzhaft gelacht und somit Lungen und Zwerchfell aktiviert hatten.
Keiner der Zuhörer steckte sich übrigens mit SARS an.
Die Zukunft hat stets viel Unvorhersehbares für uns auf Lager. Wenn wir uns auf die negativen Aspekte konzentrieren, geben wir der Angst Raum.Wenn wir die zahlreichen anderen Aspekte betrachten, die in der Regel sogar wahrscheinlicher sind, können wir die Angst loslassen.